• Schreibwettbewerb der 17. Hamburger Märchentage

Herzlichen Glückwunsch! Juno C. aus der 6d ist mit ihrem Märchen beim Schreibwettbewerb der 17. Hamburger Märchentage zum Thema "Auf der Suche nach dem Winterglück" aus knapp 700 Einsendungen unter die 10 besten gekommen! Neben einem Buchgutschein und der Urkunde wird sie als Hauptpreis die Hamburger Autorin Jutta Heinrich treffen und gemeinsam an einem Schreibprojekt teilnehmen. Juno wurde von der Jury am Dienstag, 8. Juni, im Johanneum mit der guten Nachricht überrascht, unsere junge Autorin las dann in der Aula nach der Preisverleihung selbstbewusst und stolz ihr wunderschönes und berührendes Märchen „Der Weg ins Wunderland“ vor der ganzen Klasse vor. Wir gratulieren von Herzen und freuen uns sehr mit Juno - die 6d, Frau Radtke und alle Johanniterinnen und Johanniter natürlich!

Der Weg ins Wunderland

Juno C. (2021)

Es waren einmal ein kleines Mädchen und ein kleiner Junge, die in einer Holzhütte in einem großen Wald lebten. Bruder und Schwester lebten in Angst vor ihrem Stiefvater. Sie mussten jeden Tag hart arbeiten.
Ihre arme Mutter konnte für die Kinder nichts tun, denn sie lag todkrank im Bett der Geschwister. Der Vater schlief alleine im Elternbett, denn er hatte ein kaltes Herz und wollte die kranke Mutter nicht bei sich haben. Die Kinder schliefen auf dem Fußboden vor dem Kamin. Nachts, wenn das Feuer erloschen war, war der Boden eisig kalt. Die Kinder hatten Wunden vom harten Steinfußboden, denn ihre Decken hatten sie der kranken Mutter gegeben. Jeden Morgen mussten sie Holz hacken, den Kamin kehren und das Feuer entfachen.

Die Wochen und Monate vergingen und mit der Zeit wurde die Arbeit immer härter. Die Kinder mussten für den Winter viel Holz hacken, der Stiefvater brüllte und trieb sie an. Bruder und Schwester machten sich Sorgen um die Mutter, sie waren von der vielen Arbeit müde und wegen der Mutter sehr traurig. Jeden Morgen rief der Stiefvater ihre Namen lauter: „Franz, Gretel, an die Arbeit. Jetzt! Der Winter fängt bald an.“ Die Kinder schufteten Tag für Tag härter. Der Winter kam und mit ihm der Frost und es fror noch viel schlimmer im Haus. Noch immer schliefen die Kinder auf dem nackten Boden – ohne Kissen und Decken.

Einmal, als die Kinder im Wald waren, sahen sie etwas glitzern. Es hatte noch nicht geschneit und die Kinder waren erstaunt und wollten dem Glitzer folgen, der wie Schneeflocken tanzte. Doch der Stiefvater erwartete sie zuhause und würde sehr böse werden, wenn sie sich verspäteten. So liefen sie mit ihrem Feuerholz nach Hause und ließen wehmütig das Glitzern zurück. Im Haus trafen sie den Stiefvater ungewöhnlich ruhig und fast freundlich. Er sprach zu ihnen: „Kinder, eure Mutter möchte euch sprechen“. Gretel und Franz sahen sich erschrocken an und liefen zum Bettgemach der Mutter. Diese sah schwächer aus denn je. Als sie die Kinder sah, sprach sie sanft: „Meine geliebten Kinder. Ich werde diese Welt bald verlassen. Ich weiß, dass euer Stiefvater sehr böse zu euch ist.“ Die Kinder hatten zur Mutter nie etwas gesagt, denn sie wollten sie nicht noch weiter beunruhigen. Umso gebannter waren sie nun von ihren leisen Worten: „Meine Kinder, macht euch für eine lange Reise bereit. Sammelt Vorräte und am besten Beutel dafür. Denn ihr müsst weg von diesem finsteren Ort. Wenn ich gegangen bin, so zieht auch ihr weg von hier und macht euch auf die Suche nach dem Glück des Winters.“ Die Mutter schloss ihre Augen und die Kinder kamen ganz dicht zu ihr, denn es war Zeit, Abschied zu nehmen. Sie war kaum noch zu hören: „Dort werdet ihr mich finden, gesund und lebendig“, waren ihre letzten Worte, dann starb die Mutter. Gretel und Franz weinten und weinten am Bett der Mutter. Der Stiefvater kam hinein. Er war nicht überrascht und schickte die Kinder hinaus.

Franz sprach leise: „Gretel, wir müssen tun, was Mutter gesagt hat. Sie wollte, dass wir fortgehen. Komm, lass uns aufbrechen.“ Gretel nickte und lief in die Speisekammer. Dort nahm sie einen Laib Brot, zwei Äpfel und ein Tuch, in welches sie zwölf Röstkastanien wickelte. Sie füllt zwei Feldflaschen mit Wasser aus dem Brunnen und lief zurück zu ihrem Bruder. Die Kinder füllten ihr Proviant in einen Beutel und nahmen ihn auf den Rücken. Sie blickten noch einmal auf das Haus, in dem sie aufgewachsen waren. Dann fassten sie sich ein Herz und liefen in den Wald. Sie wussten nicht, wohin ihr Weg sie führen würde und so nahmen sie erst einmal die Fährte des Glitzers vom Nachmittag wieder auf. Als sie eine Weile gelaufen waren, kamen sie an einen großen Baum. Er war höher und breiter als alle Bäume, die sie je gesehen hatten. Rund um den Baum schimmerte es so hell, dass sie sich die Augen zuhalten mussten. Nach einer Weile hörte es endlich auf, so stark zu leuchten.

Die Geschwister öffneten die Augen und sahen ein kleines Wesen mit großen, schimmernden Flügeln. Die Kinder erschraken. Doch das Wesen sprach: „Fürchtet euch nicht. Ich bin eine Winterfee und bringe euch in das Wunderland.“ Die Kinder brachten kein Wort heraus und die Fee fuhr fort: „Der Weg dorthin ist nicht einfach, nur Menschen mit einem reinen Gewissen und einem leichten Herzen können hinein. Wer Eintritt erhalten möchte, muss sich beweisen. Auch ihr beide müsst drei Aufgaben bewältigen. Habt keine Angst, ich begleite euch und gewähre euch bei einer der Aufgaben Hilfe.“ Die Kinder nickten zögerlich und zuckten erschrocken zusammen, als sie eine tiefe Stimme hörten, die von überall zu kommen schien. Die Stimme sprach: „Die erste Aufgabe, die ihr bewältigen müsst, lautet: Geht zu dem Ort, der so gefährlich ist, dass nicht einmal ein wilder Bär sich dorthin wagt, und bleibt dort einen Tag und eine Nacht. Wenn ihr ein gutes Herz habt, wird es für euch ein Leichtes sein, wieder hierher zu mir zurück zu kommen.“ Franz nahm all seinen Mut zusammen und fragte mit zitternder Stimme: „Wo ist dieser Ort?“ Doch er erhielt keine Antwort mehr. Gretel deutete auf eine Spur aus Schnee. „Vermutlich am Ende dieser Schnee-Spur.“ Franz nickte und die Kinder machten sich auf den Weg.

Es dauerte eine Weile, bis sie gemeinsam mit der Winterfee den Ort erreicht hatten. Einmal angekommen, sammelten die Kinder ganz nach ihrer Gewohnheit Holz und stapelten es ordentlich. Die Winterfee entzündete den Holzstapel und im Nu knisterte ein wohliges Feuer und wärmte die Kinder. So tief waren sie noch nie im Wald gewesen, ihre Spur war längst wieder zugeschneit. Und obwohl sie gewiss den Weg zurück nicht mehr gefunden hätten, verspürten sie keine Angst mehr. Gretel holte die Äpfel hervor, gab einen an ihren Bruder und biss in ihren. „Winterfee, was ist an diesem Ort so gefährlich?“, fragte sie. Die Fee drehte sich zu ihr herum, ihr Blick schweifte ein wenig durch die Ferne. „Hier gibt es … sehr gefährliche Ungeheuer“, sagte sie zögerlich. Gretel nickte und merkte, wie die Angst wieder in ihr hochstieg.
Ihr Bruder holte eine Decke aus seinem Beutel, legte sie auf den kalten Boden und die Kinder setzten sich. Franz verspürte plötzlich eine starke Energie um seine Schwester und sich selbst. Plötzlich kam ein Sturm auf. Der Schnee wirbelte umher und die Bäume bogen sich im Wind – doch auf der Decke blieb es still und leise. Etwas kam auf sie zugeflogen, ein Tier mit einem Körper groß wie ein Wolf mit dichtem Fell, weiten starken Flügeln und einem Adlergesicht. Das Mischwesen umkreiste die Kinder und versuchte näher heranzukommen. Doch um die Decke hatte sich ein unsichtbares Schild gebildet. Das Wesen flog hoch und dann wieder direkt auf sie zu, sodass die Kinder sich vor Schreck duckten. Doch das Ungeheuer kam nicht an sie heran und blieb immer auf einer Ellenlänge Abstand zu ihnen. Als der Schreck verflog und die Kinder sich wieder sicher fühlten, legten sie sich schlafen. Die Winterfee wachte über die Kinder und betrachtete sie lange, dann fiel auch sie in einen leichten Schlaf.

Am nächsten Morgen liefen die drei zurück zum großen Baum. Dieser sprach: „Die erste Aufgabe ist gemeistert. Nun setzte euch mitten in den Wald unter einen besonderen Baum und schlaft unter keinen Umständen ein.“
Die Kinder dachten bei sich, dass die Aufgabe nicht schwer werden würde. Denn sie waren es gewohnt, in der Nacht nicht zu schlafen. Die Winterfee flog vor den Kindern her und sie folgten ihr. Nach einer Weile kamen sie zu einer Lichtung, auf der ein schneebedeckter Baum stand. Auf der der Lichtung flogen viele kleine Feen herum und die Kinder setzten sich unter den Baum und aßen ihre Kastanien. Die Feldflaschen der beiden waren noch halbvoll und sie tranken etwas Wasser. Die Feen hatten eine angenehme Aura um sich und die Kinder wurden schläfrig. Doch sie bemühten sich, die Augen offen zu halten. Gretel wandte sich an ihren Bruder: „Glaubst du, dass wir das Winterglück finden?“ Franz nickte langsam. „Ich denke, dass wir es schaffen, das hat Mutter doch gesagt.“ Schnell flog die Fee zu den Kindern und erinnerte sie: „Ihr dürft auf keinen Fall einschlafen, hört ihr?“ Doch die Geschwister atmeten immer ruhiger und schliefen schon fast, da sprach die Fee schnell eine paar schnelle Worte und die Kinder waren sofort ganz wach. Obwohl die Feen so beruhigend waren, schafften die Kinder es und schliefen nicht ein.

Am nächsten Morgen waren die Feen verschwunden und die Kinder waren noch immer hellwach, fast wie ausgeschlafen. Sie liefen zurück zum großen Baum. Doch sie hörten keine Stimme. Die Winterfee konnte ihnen nicht helfen, denn sie hatte ihre Hilfestellung schon gegeben und durfte nur einmal helfen. So setzten die Kinder sich auf den Boden und warteten. Sie saßen eine Ewigkeit da. Als die Nacht hereinbrach, hatten sie ihren Proviant aufgebraucht. Sie legten sich hin und schliefen ein.

Am nächsten Morgen wachten Sie auf und sahen einen Tunnel vor sich im Baum. Da sie nicht wussten, was das zu bedeuten hatte, folgten sie dem Tunnel bis an eine Kreuzung. Dort gingen sie ihrem Gefühl nach in Richtung Westen. Sie waren in einem Labyrinth. An der nächsten Kreuzung liefen sie nach Osten. Sie folgten ihrer Intuition solange geduldig, bis sie Schnee am Ende des Ganges sahen. Der Weg nach draußen führte durch ein mit Misteln geschmücktes Tor. Dahinter lag ein wunderschönes kleines Dorf und die Winterfee erwartete die Kinder und sagte: „Ihr habt es geschafft. Ihr seid im Wunderland.“ Nachdem sie diese Worte gesprochen hatte, umgaben die Fee plötzlich Schneekristalle und ein glitzernder Nebel. Sie drehte sich einmal um sich selbst und wandelte ihre Gestalt.
Die Kinder hatten ihr Winterglück längst gefunden, denn es war die ganze Zeit ihre Mutter gewesen, die die Kinder begleitet hatte. Sie sprach: „Meine Kinder, ihr habt so viel durchlitten, ich bin so stolz auf euch.“ Sie umarmten sich fest. Aus den kleinen Häusern kamen Wichtel, Elfen und Feen. Sie alle wollten die Kinder im Wunderland begrüßen. Die Mutter führte Gretel und Franz zu einer kleinen und gemütlichen Hütte. Dort lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

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JOH 4018