Donnerstag, der 20. Februar, war für die Gelehrtenschule des Johanneums ein besonderer Tag: Mit "Schönberg – Schach und Musik" fand eine einzigartige Veranstaltung in unserem Forum Johanneum statt, die Schach und Musik miteinander verband. In Kooperation mit dem Schachklub Johanneum Eppendorf (SKJE) und im Rahmen der Tage des Exils der Körber-Stiftung wurde zu einem vielseitigen Programm eingeladen, das Interessierte aus allen Bereichen anzog.
Los ging es um 16:00 Uhr mit einem exklusiven Schachtraining für unsere Schachschüler:innen aus Herrn Schülers AG, geleitet vom schwedischen Schachgroßmeister Tom Wedberg (SKJE). Es folgte eine Einführung in Arnold Schönbergs Koalitionsschach, eine von ihm entworfene neuartige Schachvariante mit neuentwickelten Figuren, in der zwei Koalitionen aus jeweils zwei Spielern gegeneinander spielen, wodurch diese Variante schnell an Komplexität gewinnt.
Ein Highlight des Abends war es, Schönbergs Koalitionsschach im darauffolgenden Live-Wettkampf zwischen Schachprofis und Profischülern unseres Johanneums mitzuerleben. Dort traf die Koalition aus Tom Wedberg und Bruno Barembruch (S2) auf FIDE-Meister Frank Behrhorst (SKJE) und Jonathan Andersen (6c). Die Partie, die insgesamt ganze 40 min ging, zog die Zuschauer*innen in ihren Bann, während der ChessBase-Redakteur André Schulz die Moderation übernahm.
Nach diesem Spektakel und einer kurzen Pause - natürlich mit 'Schachgebäck' - wurde um 18:15 Uhr in der Ehrenhalle die Ausstellung zum Multitalent Arnold Schönberg eröffnet. Mit Plakaten und Objekten aus dem Schönberg Center Wien bekamen die Besucher*innen Einblicke in das Leben des Komponisten, Musiktheoretikers, Lehrers, Malers, Dichters und Schachliebhabers. Ein Vortrag von Volker Ahmels, Leiter des Zentrums für Verfemte Musik der Hochschule für Musik und Theater Rostock, mit Bildern und Musikbeispielen vertiefte die Erkenntnisse des oft nur als Erfinder der Zwölftonmusik bekannten Künstlers, untermalt von Quentin Andresen (S4), der ein Klavierstück des Schönberg-Schülers Anton Webern spielte.
Den Abschluss bildete ein beeindruckendes Konzert mit Werken von Arnold Schönberg, gespielt von dem Klavierduo Frederike Haufe und Volker Ahmels.
Die Veranstaltung machte deutlich, wie vielseitig Arnold Schönberg war und wie eng die Verbindung zwischen Schach und Musik sein kann. Schachbrett oder Klavier – dieser Abend zeigte, wie eng die Welt der Künste und Wissenschaften verbunden sein kann.
Mina B. (S2)
Mit dem Koalitionsschach entwickelte Arnold Schönberg in den ersten 1920er Jahren eine hoch komplexe Variante, in der vier statt zwei Spieler in neun statt sechs Gangarten spielen und jeweils zwei als Bündnispartner den Feinden gegenüber im Feld stehen können. Lassen rote Flieger, grüne U-Boote und schwarze Maschinengewehre im Karo anderes vermuten, so handelt es sich gerade nicht um ein Kriegsspiel. Der unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges stehende Künstler Schönberg wirbt für den Erfolg durch Diplomatie und Koalition von Groß- und Kleinmächten – nicht zuletzt durch die eigene Formgestaltung des Künstlers.
Nach der immer noch jungen Wiederentdeckung seit 2022 interessierte dieses besondere Schachspiel auch Volker Ahmels, den in seiner Jugend sehr erfolgreichen Schachspieler des Schachklub Johanneum Eppendorf (SKJE). Den Pianisten Ahmels hatte der Musiker und Komponist Schönberg schon lange fasziniert. Auch Ahmels, den Leiter des Zentrums für Verfemte Musik der Hochschule für Musik und Theater Rostock und Träger des Bundesverdienstkreuzes, beschäftigte schon länger die Erinnerung an den im Nationalsozialismus vertriebenen jüdischen Künstler Schönberg. Der Musikpädagoge verschreibt sich ferner seit einigen Jahren im Schulprojekt TASTE FOR SCHOOL®, das seine Frau Friederike Haufe gründete, den Wegen vom verfemten Musiker der Zeit 1933-45 über die Tasten zu Schülerinnen und Schülern. Und den ehemaligen Johanniter Ahmels führt solch kooperatives Projekt natürlich immer wieder zu uns - dieses Mal mit Schönberg - Schach und Musik!