„Mens sana in corpore sano“ – dieses alte Motto kennen die meisten von uns aus dem Lateinunterricht. Aber was bedeutet das eigentlich und ist das nicht total old-fashioned? Oder ist das auch für uns heutige Schüler wichtig? Dieser Frage wurde auf dem Gesundheitstag der 9. Klassen mit dem Schwerpunkt „Suchtmittel“ nachgegangen.
Wer dabei erwartet hatte, dass es gleich um spezifische Drogen geht, wurde vom Gesundheitstag zunächst überrascht. Denn zunächst wurde uns ganz allgemein erklärt, warum viele Menschen überhaupt Drogen – egal ob legal oder illegal – zu sich nehmen. Dazu wurde das Gedankenexperiment eines „Glückstanks“ verwendet:
Jeder Mensch hat einen solchen Glückstank: Ist er gut gefüllt, ist man glücklich, ist er leer, ist man unglücklich. Wie bei einem Auto verbrauchen wir Menschen im Leben „Glück“ und daher muss er regelmäßig aufgefüllt werden. Das kann zum Beispiel durch den Umgang mit guten Freunden und einer heilen Familie, durch Sport und Bewegung, Musik, durch schulische oder sonstige Erfolge oder auch ganz einfach durch schöne Natur erfolgen. Stellen wir uns nun noch vor, dass der Glückstank einen Füllstandsanzeiger hat, wie zum Beispiel ein Auto. Geht dieser auf Reserve, so müssen wir dringend tanken, sonst bleiben wir liegen, werden also unglücklich.
Was hat das nun alles mit Suchtmitteln zu tun? Ganz einfach – Suchtmittel verwirren den Füllstandsanzeiger und gaukeln diesem vor, der Tank sei noch gut gefüllt, obwohl er in Wirklichkeit schon auf Reserve läuft. Wenn die Wirkung des Suchtmittels nachlässt, ist der Tank noch weniger gefüllt als vorher, man ist also noch unglücklicher als vorher. Wenn man jetzt kein „echtes Glück“ nachtanken kann – zum Beispiel weil keine „Glückstankstelle“ in der Nähe ist – dann hilft nur noch, mehr Suchtmittel zu nehmen, um den Füllstandsanzeiger wieder zu verwirren. Das ist ein Teufelskreis, den man Sucht nennt.
Auf die Realität übertragen erklärt dieses Gedankenexperiment nicht nur, wie Sucht entsteht und wie man immer abhängiger von Suchtmitteln wird. Es erklärt auch, dass der einzige Ausweg aus dem Teufelskreis der Sucht darin besteht, sich Glückstankstellen zu suchen, also zum Beispiel Freunde, Familie, Sport, Musik oder ganz allgemein Ziele, die man gerne erreichen möchte.
Nachdem wir das verstanden hatten, ging es am Gesundheitstag um konkrete Suchtmittel. Dazu haben wir Arbeitsblätter zu Suchtmitteln wie Nikotin, Cannabis und Alkohol bearbeitet, aber auch gelernt, dass der übermäßige Gebrauch von Medien (Fernsehen, Spiele) genau wie ein Suchtmittel wirkt.
Abschließend haben wir in Arbeitsgruppen verschiedene kleine Projekte bearbeitet, beispielsweise einen Songtext zum Thema "Sucht" geschrieben, einen Comic mit einem Kind, das Cannabis raucht, entworfen und einen Negativ-Werbespot ausgedacht, bei dem gezeigt wird, was alles Gefährliches passieren kann, wenn man zu viel Alkohol trinkt. Die Ergebnisse unserer Projekte wurden danach in der Ehrenhalle ausgestellt.
Aus meiner Sicht war der Gesundheitstag eine gute Aktion und insbesondere das Gedankenexperiment mit dem „Glückstank“ hat mir geholfen, besser zu verstehen, wie Süchtige, die man beispielsweise manchmal in der U-Bahn sieht, zu dem werden konnten, was sie heute sind. Nicht so gut gefallen haben mir die kleinen Projekte. Diese wirkten manchmal etwas künstlich, da würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass wir hier etwas Realistischeres, wie zum Beispiel Rollenspiele mit typischen Suchtsituationen, ausprobieren und besprechen könnten.