Vierhändige Klaviermusik, Live-Zeichnung, Choreographie, Stummfilm, Scherenschnitt, Szene... Aus dem für den 20.4. in unserer Aula angekündigten SPEKTAKEL DADA, das die Klavierkünstler Friederike Haufe und Volker Ahmels und knapp 70 Schülerinnen und Schüler des Johanneums im Projekt taste for school® gestaltet haben, wurde für die zahlreichen Konzertbesucherinnen und -besucher ein durch Kreativität, Spielfreude, Engagement, künstlerische Empathie und Ernsthaftigkeit eindrückliches Spektakel - ein SPEKTAKEL wunderBAR! Mit großem Applaus belohnte das Publikum unsere Schülerinnen und Schüler der 7e und eines Kunst- wie Theaterkurses des 11. Jahrgangs, die auf ganz unterschiedliche Weise den Takt der Musik aufgenommen und mit Takt das anspruchsvolle Thema des Abends 'Verfemte Musiker' behandelt haben.
WunderBAR
In der Bar "Der Ochse auf dem Dach", in die drei Damen (Sofi B., Greta K. und Luise M.) das Publikum schwungvoll auf der Bühne einluden, gab es Wunder zu erleben: Hier begegnete man nicht nur musikalisch der gleichnamigen Komposition von Darius Milhaud, Le boef sur le toit, sondern dank des eindrucksvollen Spiels von Hanno H. ihm und weiteren Klavierkomponisten, denen der Konzertabend gewidmet war, persönlich: Darius Milhaud, Erwin Schulhoff, Alexandre Tansman, Dick Kattenburg und Ingolf Dahl, verfemte Musiker, deren Kunstschaffen und Leben in der Heimat das Nazi-Regime und der Zweite Weltkrieg Anfang des 20. Jh. ein fürchterliches Ende machten. Hier hörte man nicht nur Kattenburgs Musik, sondern sah sie in großen Projektionen live erstellter Zeichnungen von Bele A., Gloria K., Anna L. und Lisa L. aus Frau Flachsenbergs S2-Kunstkurs und in einer bühnenfüllenden Choreographie des S2-Theaterkurses von Frau Radtke zum Lied ohne Worte. Hier saß man plötzlich im Kinosaal der 20er Jahre und folgte gebannt einem Stummfilm zu Tansmans La danse de la sorcière, ebenfalls aus der Feder des Theaterkurses und in Schnitt und Montage von Sophie B. und Emma W. (9a). Hier wurde man zum Zeugen eines Treffens der Hamburger Carl von Ossietzky und Ingolf Dahl im Exil, in dem der erste irritiert und enttäuscht (Charlotte J.) den ergreifenden Abschied vom Deutscher-Sein des anderen erlebt.
In der Bar und auf der Bühne haben sich derweil die Koffer der Kofferträger gestapelt, die hier ihren 'Geburtstag' feiern wollen und ungebetene Gäste wie unmoralische Gesetze und unmenschliche Verbote verbannen (Viktor B., Linn J., Constantin K.) - aus einer geschlossenen Gesellschaft, die nie geschlossen ist! Kommen, Bleiben und Gehen bestimmen die Bühne, deren Rahmen- und Moderationsprogramm die Schülerinnen und Schüler der 7e im Deutschunterricht mit Frau Kropp entwickelt haben. Auch grausame Diktatoren (Philip W.) und starke Widerstandsworte bekamen mit deutschen Exildichtern/innen und dem Nibelungenhelden Siegfried hierin ihren Auftritt (Anna B., Carla H., John K., Pius L.).
Frei wird die Bühne erst zum Ende für Schulhoffs Foxtrott und Marcia militaristica aus seinen Ironien und für den großen Auftritt von Scherenschnitten, die von Frau Flachsenbergs Kunstschülerinnen und -schülern des S2 im Stop-Motion-Film und in einer abschließenden Prozession auf der Bühne bewegt worden waren und die für das Publikum am Ende des Spektakels besonders bewegend waren. So überzeugte z.B. Dahl zuletzt auch noch einmal im großformatigen Scherenschnitt und mit diesem seine Künstlerin Fee K. (S2).
TAKTvoll
Mit großem Applaus belohnte das Publikum unsere Schülerinnen und Schüler des 7. und 11. Jahrgangs, die auf ganz unterschiedliche Weise den Takt der Musik aufgenommen und mit Takt das anspruchsvolle Thema des Abends 'Verfemte Musiker' behandelt haben. Dabei durfte und sollte auch im Publikum gelacht werden über das lebensbejahende Kunstspiel der jungen Komponisten, das u.a. Milhaud mit dem Ballett eines triumphierenden Polizisten betreibt, der erst absurd geköpft und dann vom Barmann wiederbelebt werden kann (Oldrik G. und Vico P.).
Nicht zuletzt galt aber der große Applaus natürlich dem fantastischen Tastenspiel des Klavierduos Friederike Haufe und Volker Ahmels, die das Projektkonzert initiiert und ans Johanneum getragen haben sowie mit beeindruckender Leichtigkeit und hoher Einfühlsamkeit auf die Schülerideen musikalisch eingegangen sind.
Begeistert verließen Künstlerinnen und Künstler sowie Zuhörer- und Zuschauerschaft die Aula in der Überzeugung, dass es so gelingen kann, "historischen und aktuellen Exilerfahrungen nachzugehen und über die Frage ins Gespräch zu kommen, welche Bedeutung Zugehörigkeit, Fremdheit oder Entwurzelung haben", ebendas Ziel, dem sich die Körber-Stiftung mit ihrer Veranstaltungsreihe Tage des Exils verschrieben hat. Wir danken für die Möglichkeit dieses Konzertes im Johanneum auch der Hans-Kauffmann-Stiftung und nicht zuletzt unserer Veranstaltungsbeauftragten Frau Wagner, die für alles sorgte, worum noch nicht gesorgt war.
DANKE allen Mitwirkenden!