Was heißt es, in der Fremde zu sein und keine Freunde zu haben? An diese schwierige Frage hat sich die Theater-AG der 5. Klassen gewagt und am 7. Juni mit großer Spielfreude und viel Liebe zum Detail das Stück „Neben mir ist noch ein Platz“ auf die Bühne gebracht, das auf dem gleichnamigen Roman von Paul Maar basiert.
Erzählt wird darin die Geschichte des Flüchtlingsmädchens Aischa, das seine deutsche Mitschülerin Steffi aus der versehentlich abgeschlossenen Schulturnhalle befreit. Steffi ist dankbar für die Rettung und nimmt das fremde Mädchen erstmals richtig wahr. Die beiden freunden sich an und Steffi will wissen, warum Aischa ihre Heimat verlassen musste.
Einen langen Weg hat Aischa mit ihrer Familie zurückgelegt, aus dem Libanon über Syrien bis hin nach Deutschland ins Flüchtlingsheim. Wie kann man eine so beschwerliche Reise erzählen? Die Schauspieler haben ein sehr poetisches Bild dafür gefunden: Auf Papierbahnen laufen die beiden Hauptfiguren, aber auch ihre Klassenkameraden barfuß durch den Raum, spazieren durch Fingerfarbe und hinterlassen so viele bunte Fußabdrücke auf dem gemeinsamen Weg.
In den Gesprächen dabei entwickelt sich die Freundschaft der beiden, die durch die fremdenfeindlichen Angriffe auf Aischas Flüchtlingsheim nur noch bestärkt wird. Doch einige Zeit später wird die Freundschaft auf die Probe gestellt wird. Daran sind nicht nur einige Klassenkameraden beteiligt, sondern auch die Schwierigkeiten, die zwischen Menschen aus so verschiedenen Kulturen entstehen können, wenn der eine zu wenig über die des anderen weiß. Glücklicherweise machen die Kinder aber die Erfahrung, dass Reden hilft – und so kann der Konflikt geklärt werden, bevor Aischas Familie auf Anordnung der Behörde die Stadt verlassen muss. Die Freundinnen sind nun zwar räumlich getrennt, aber sie haben sich immerhin wiedergefunden.
Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich unter der Leitung von Anne Pretzsch ein Schuljahr lang mit der Geschichte auseinandergesetzt und viele spannende Ideen entwickelt, wie sie die Romanhandlung in Raum und Körper übersetzen können. Herausgekommen ist ein Stück, das berührt und nachdenklich macht und dennoch das Lachen und die Freude nicht zu kurz kommen lässt.
Fotos: Gerd Hachmann