Am Freitag, dem 21.4.17, war unser Welttag des Buches am Johanneum, und weil es leider nur eine Person im Doppeljahrgang 9 und 10 geschafft hat, eine Geschichte für unsere traditionelle Veranstaltung Schüler lesen für Schüler einzureichen, musste sie dieses Jahr ausfallen. Zum Glück! - muss man im Nachhinein sagen. Denn es ist Frau Kropp und Frau Schmitz, den Deutsch-Fachleiterinnen, zu unserem Glück gelungen, eine andere Art von literarischer Veranstaltung zu organisieren: Poetry Slam. Sie luden vier U-20-Slammer und einen U-20-Slam-Moderator von der Hamburger Organisation Kampf der Künste zu uns ans Johanneum ein. Und so saßen wir, die Jahrgänge 8, 9 und 10, in der 4. und 5. Stunde in der Aula, lernten Aylin Celik (Düsseldorf), Miedya Mahmod (Essen), Jason Bartsch (Bochum), Jean-Philippe Kindler (Düsseldorf) und Stef (München) kennen und hörten die verschiedensten Texte vom Leben eines Bestatters über Vorurteile bis hin zu Menschlichen Bindungen. Für die meisten Schüler war es das erste Mal, dass sie von Poetry Slam hörten oder einen solchen sahen. Wir sind mit einer gespannten Erwartung und einer ganz anderen Vorstellung von dem, was sich uns dann präsentierte, in die Aula gegangen: Wir wurden auf das Positivste überrascht! Dies war etwas komplett anderes und ich glaube, es gab am Ende niemanden, der nicht gespannt zugehört und mindestens einmal gelacht hat. Diese Veranstaltung war eine der besten der Schule und definitiv etwas, das Wiederholungsbedarf hat!
Beim Poetry Slam werden selbstgeschriebene Texte über die unterschiedlichsten Themen, für die es auch keine Vorgaben gibt, von den Poetinnen und Poeten selbst vorgetragen. Am Ende entscheidet das Publikum, welcher Slammer ihnen am besten gefallen hat. Die Texte sind unterschiedlich lang (bei uns gab es ein Zeitlimit von 10 Minuten für zwei Texte) und folgen nicht zwangsläufig den Regeln der “typischen“ Poesie, obwohl sie - zumindest in unserem Fall - alle ein Reimschema hatten. Außerdem kann der Vortrag interaktiv mit dem Publikum gestaltet werden, das ist dem Slammer selbst überlassen. Auch zu dem Vortragen gibt es keine Regeln, es kann ein schnelles Sprechen (fast wie Rap) oder auch Singen oder ganz einfach Sprechen sein. Aber eine weitere Regel gibt es für die Slammer doch noch: Es dürfen nämlich keinerlei Requisiten genutzt werden. Ein Slam Master organsiert das Slam-Ensemble und Wettbewerb. In unserem Fall war das Jason.
Gewonnen hat den Slam bei uns Jean-Philippe Kindler, der mit seinen Texten Themen angesprochen hat, mit denen sich eigentlich jeder Schüler identifizieren kann. Man kann nicht sagen, dass die anderen Texte schlecht waren, sie waren auch sehr gut, aber sie haben sich mit psychologischeren und ernsteren Themen beschäftigt und haben einen nicht so sehr zum Lachen gebracht.
Nach den Vorträgen durften zwei Online-Redaktionskolleginnen und ich noch ein paar Fragen an die Slammer stellen. Dabei kam unter anderem heraus, dass alle fünf schon früh in der Kindheit angefangen haben zu schreiben, ob nun kleine Gedichte, längere Erzählungen oder Lieder, und auch früh durch unterschiedliche Bekanntschaften - z.B. Workshops in der Schule oder weil die Schule jemanden für ein Interview eingeladen hat - den Poetry Slam für sich entdeckt haben.
Auch haben wir herausgearbeitet, dass „Schreiben letztlich ein Handwerk“ ist und man es als Arbeit begreifen muss und sich nicht darauf verlassen kann, dass einen die „Muse küsst“, wie es Miedya Mahmod so schön ausgedrückt hat. Eine andere wichtige Erkenntnis, die uns nochmal richtig „eingehämmert“ wurde, ist, dass alle Slammer als Autoren bezeichnet werden müssen.
Auf die Frage, wie es denn ist, bewertet zu werden, gab es die unterschiedlichsten Antworten, doch was sich ganz klar herauskristallisiert hat, war, dass man diese Bewertung nicht zu ernst nehmen und zu nah an sich heranlassen sollte, weil das eine persönliche Meinung des Publikums ist, die immer anders ausfallen kann, und sie nur während des Wettbewerbs stattfindet, also ganz klar vom Miteinander der Slammer getrennt werden muss. Welcher Standpunkt sich auch klar gebildet hat bei dem Gespräch, ist, dass es, egal ob man einen Text nun für Publikum oder doch ursprünglich nur für sich selbst geschrieben hat, wichtig ist, dass die Texte altersgerecht oder zielgruppengerecht für das Publikum ausgesucht sind, weil ein unmotiviertes, gelangweiltes Publikum die schlechteste Kritik ist, die ein Slammer oder Autor jeder Art bekommen kann. Denn letztendlich ist Poetry Slam eine Unterhaltung – ob nun lustig oder tiefsinnig.
Insgesamt war die Veranstaltung meiner Meinung nach eine der besten der Schule und definitiv etwas, das Wiederholungsbedarf hat. Denn sowohl während der Aufführung, als auch während des Gesprächs konnten wir viel lachen, aber wir haben trotzdem auch wichtige, seriöse Themen abgedeckt, was meiner Meinung nach ganz wichtig für jedes Gespräch ist.