Politik – ein Thema welches alle betrifft, jedoch nur bei wenigen wirkliches Interesse weckt. Die wichtigsten Schlagzeilen verbreiten sich zwar mithilfe der sozialen Medien, doch alles Weitere, wofür man sich zusätzlich bemühen müsste, erreicht nur die Minderheit. Nun stellt sich die Frage, wie Schüler und Jugendliche begeistert werden könnten, sich für Politik zu interessieren und eventuell auch mitzumischen. Daher machen die zehnten Klassen des Johanneums einen Tagesausflug in die Bundeshauptstadt Berlin, um das Gelernte in Realität zu erleben und nachvollziehen zu können.
Nach der regnerischen Zeit in Hamburg war Berlin mit 20 Grad und Sonne eine wohltuende Abwechslung. Mit Sonnenbrillen auf dem Kopf und der Musikbox als ständiger Begleiter zog die Klasse mehrere Blicke auf sich, wovon sie sich jedoch nicht stören ließ. Nach einer kleinen Fotosession vor dem Brandenburger Tor ging es zum Paul-Löbe-Haus, um ein Gespräch mit der Abgeordneten Anja Hajduk zu führen. Basierend auf unserem Wunsch sprachen wir über Extremisten, und zwar sowohl solche innerhalb als auch außerhalb von Deutschland. In dieser einzelnen Stunde erklärte uns die Abgeordnete der Grünen einerseits ihre Haltung zu den Äußerungen Trumps, Erdogans und Putins, andererseits sprachen wir auch über die Zukunft Europas in Bezug auf die anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland. Hat Europa überhaupt noch eine Zukunft, sollte die Kandidatin Le Pen gewählt werden? Ein Gedanke, der zwar angsteinflößend ist, mit dem man sich aber auseinandersetzen muss. Das spannende an dieser Fragestunde war, die fachliche Meinung einer Person zu hören, die sich beruflich mit diesen Themen auseinandersetzt, und diese mit der eigenen Meinung zu vergleichen.
Doch war dies nicht unsere einzige Station: Nach einer kleinen Mittagspause und einer Mischung aus Sightseeing und Shopping saßen wir als Zuschauer im Bundestag und verfolgten eine vollständige Debatte zur Ostpolitik. Die Reden der verschiedenen Abgeordneten knüpften an die Punkte ihrer Vorgänger perfekt an und brachten ihren eigenen Standpunkt zur Geltung. Überraschend waren dabei die kleinen Seitenhiebe der Politiker gegen ihre Gegner, die stets ein Lachen hervorriefen und damit die eigentlich ziemlich ernste und auch zum Teil ermüdende Plenarsitzung auflockerten. Der krönende Abschluss dieses wunderschönen Tages war der einmalige Sonnenuntergang, welchen wir von der Kuppel des Reichstagsgebäudes aus bewundern konnten.
Um auf das oben benannte Problem der Gleichgültigkeit mancher Menschen zurückzukommen, liegt es meiner Meinung nach an der Art und Weise, wie politische Themen von Lehrern und den Nachrichten vermittelt werden. Dabei werden im Unterricht nur die Grundlagen gelegt, in den Nachrichten meist nur die grausamen und schlechten Schlagzeilen verbreitet und nur selten wird Positives hervorgehoben. Daher war der Ausflug nach Berlin insofern erfolgreich, als er uns eine bisher unbekannte Seite der Politik aufgezeigt hat und bei dem einem oder anderen tatsächlich das Interesse geweckt hat, tiefer in das Thema einzusteigen.
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