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Heinrich Barth, Althistoriker, Geograph und der bedeutendste Afrikaforscher seiner Zeit, wurde am 16. Februar 1821 in Hamburg geboren. Ab 1832 besuchte er dort das altsprachliche Johanneum, das er am 4. Oktober 1839 mit einem hervorragenden Reifezeugnis verließ.

Während seiner Zeit auf der Hamburger Gelehrtenschule beschäftigte sich Barth intensiv mit der antiken Geschichtsschreibung und widmete sich dem Selbststudium der englischen und arabischen Sprache. Am 16. Oktober 1839 schrieb sich Heinrich Barth an der Universität zu Berlin ein und hörte Vorlesungen in Altertumskunde bei August Böckh und in Vergleichender Erdkunde bei Carl Ritter. Ritter hatte gemeinsam mit Alexander von Humboldt die wissenschaftliche Geographie als eigene Hochschuldisziplin gegründet und sie dadurch von einer beschreibenden Hilfswissenschaft zu einer eigenständigen, charakterisierenden Disziplin erhoben.

Barths größtes Interesse galt vorerst der Erforschung des Mittelmeeres; so promovierte er 1844 mit einer Arbeit über den Handelsverkehr des alten Korinth, umrundete von 1845 bis 1847 auf den Spuren des Römischen Reiches das Mittelmeer und habilitierte sich schließlich mit einem Bericht über diese Reise bei Carl Ritter. Dass Barth 1849 schließlich die Sahara betrat, um von dort aus in das Innere Afrikas zu reisen, zeugte von seinem weitreichenden Interesse. Auf seiner insgesamt sechsjährigen Reise durch Westafrika legte Barth zu Fuß oder beritten insgesamt etwa 16.000 Kilometer zurück und wurde zu einem genauen Beobachter der vielfältigen Kulturen, des Handels, des Lebens, aber auch der Natur, die ihn umgab. Da er mindestens acht afrikanische Sprachen und Arabisch fließend sprach, konnte Barth in engen Kontakt mit den Einheimischen treten und sich mit ihnen austauschen.

Im Anschluss an seine Afrikareise verfasste Barth einen fünfbändigen Reisebericht, der aufgrund der hohen Wissenschaftlichkeit und Akribie zwar in Gelehrtenkreisen Aufmerksamkeit fand, jedoch keine Breitenwirkung im zeitgenössischen Europa erzielen konnte. Die Würdigung von Barths enormer wissenschaftlicher Leistung blieb vorerst aus; er wurde erst am 13. Mai 1863 auf den Lehrstuhl für Geographie an der Universität Berlin berufen, den er jedoch nicht lange innehatte: Am 25. November 1865 verstarb Barth nach kurzem Krankenbett an den Folgen einer schweren Magen-Darm-Erkrankung, die er sich vermutlich auf seiner großen Afrikareise zugezogen hatte.

Heinrich Barths Reisewerk stellt bis heute eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte Westafrikas dar und enthält nicht nur für die historische Wissenschaft, sondern auch für die Archäologie, Geographie und Sprachwissenschaft wertvolle Beobachtungen. In Kontrast zu anderen Afrikaforschern des 19. Jahrhunderts liegt Barths größtes Verdienst darin, dass er Afrika aus gängigen Zivilisationstheorien herauslöste und die Geschichte Afrikas als Teil der Weltgeschichte anerkannte, eine in seiner Zeit revolutionäre Auffassung.

(Text: Sarah Benneh-Oberschewen, Univ. Duisberg-Essen, Abt. für Außereuropäische Geschichte, Sept. 2014)