Im Jahr 2012 wurde dem Johanneum erstmalig das Siegel Klimaschule der Stadt Hamburg verliehen. Ausgezeichnet wurde das Johanneum zusammen mit anderen Hamburger Schulen, weil diese sich auf den Weg gemacht hatten, einem selbst entwickelten Klimaschutzplan folgend verschiedenste Maßnahmen zur Senkung von CO2-Emmissionen einzuleiten und umzusetzen.

Betrachtet man unvoreingenommen alle verfügbaren wissenschaftlichen Fakten, so liegt die Motivation hierzu auf der Hand: Die nach wie vor ungebremst wachsende Weltbevölkerung belastet die Ökologie des Planeten Erde durch einen maßlosen Ressourcenverbrauch, der weit über das hinausgeht, was globale Regenerations- und Puffersysteme verkraften können. Dies betrifft auch den Umgang mit fossilen Energieträgern und den damit verbundenen Eintrag von Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre. Klimaschule zu sein bedeutet folglich, aktiv zu werden, um der Ressourcenvergeudung Einhalt zu gebieten. Gemessen wird der Erfolg der im Rahmen des Klimaschutzplans durchgeführten Maßnahmen an den aus dem schulinternen Energie- und Ressourcenbedarf ablesbaren CO2-Emmissionen.

Abbildung: Reduktionspfad und CO2-Schulbilanz der Gelehrtenschule des Johanneums
co2emissionen

Das Diagramm stellt die errechneten CO2-Emmissionen des Johanneums als graue Balken dar. Die orange Kurve gibt den Reduktionspfad wieder, der sich aus den im Klimaschutzplan festgeschriebenen Maßnahmen ergibt. Dieser Reduktionspfad steht schließlich für eine Senkung der CO2-Emmissionen, die weltweit einzuhalten wären, um den Klimawandel soweit abzubremsen, dass die Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen kritische Marke von 20 K nicht überschreitet. In den zurückliegenden fünf Jahren sind am Johanneum große Anstrengungen unternommen worden, um diese CO2-Emmissionen zu senken. Wie das Diagramm zeigt, haben die Bemühungen durchaus Wirkung gezeigt: Bereits 2010 wurden – schon vor der Etablierung des Klimaschutzplans – effektive Maßnahmen ergriffen und auch ab 2013 sind wieder Reduktionen bei den CO2-Emmissionen sichtbar. Diese wurden allerdings bislang immer vollständig aufgezehrt durch zahlreiche Erweiterungsbauten auf dem Schulgelände sowie durch eine fortschreitende Digitalisierung des Schulalltags durch Computer und SMARTBOARDS. Erschreckenderweise spiegelt sich hierin auch der globale Trend im Energiebedarf wieder, der trotz aller Einsparungen und Bemühungen um mehr Effizienz einen immer weiter steigenden Verlauf nimmt.

Unberücksichtigt bleiben bei der Emissionsberechnung diejenigen Klimaschutzmaßnahmen des Johanneums, die keinen direkten Einfluss auf den Energiebedarf haben – dies sind namentlich die pädagogischen Maßnahmen, die sich im Klimaschutzplan bei den handlungsfeldübergreifenden Maßnahmen finden. Diese Maßnahmen scheinen uns von ganz besonderer Bedeutung, denn es zeigte sich in der Vergangenheit immer wieder, dass bei allen Akteuren der Schulgemeinschaft ein wirklich engagiertes Eintreten für den Klimaschutz immer nur dann erfolgte, wenn ein klares Bewusstsein für die Begrenztheit der globalen Ressourcen sowie ein Wissen um die geophysikalischen und ökologischen Hintergründe bestand. Entsprechend haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, das Thema Klimaschutz in allen Klassenstufen konsequent auf den Lehrplan zu bringen.

Die schwierige Aufgabe besteht weiterhin darin, den durch Ressourcenvergeudung induzierten Klimawandel immer wieder als eine reale und unaufhörlich anschwellende Gefahr ins Bewusstsein der Menschen zu rufen. Leider liegt es in der Natur des menschlichen Verstands begründet, dass Ereignisse zeitlich eng korrelieren müssen, damit sie als zusammengehörend, als Ursache und Wirkung erkannt werden. Ist das nicht der Fall, müssen die Zusammenhänge kognitiv rekonstruiert werden. Das ist aufwendig und ermüdend. Ein steter Verfall des Interesses an diesem Thema ist die Folge. Wir gewöhnen uns an die Schlagzeilen, wir gewöhnen uns an die Veränderungen und wir gewöhnen uns an die erschreckenden Prognosen. Mit anderen Worten: Der Klimawandel verläuft zu langsam, um die Bedeutung im Bewusstsein der Menschen zu haben, die hier vernünftigerweise angebracht wäre.

So ist es nicht überraschend, dass obwohl die meisten Johanniter den Klimaschutz als eine primäre Aufgabe des 21. Jahrhunderts ansehen, im Alltag immer wieder an den schonenden Umgang mit Ressourcen erinnert werden muss. Der Klimaschutz ist nicht nur unbequem, sondern schafft es auch immer seltener auf die Top-10-Liste der einflussreichsten und dramatischsten Ereignisse des Tages. Auch dieses Faktum findet im weltpolitischen Geschehen seine bedauerliche Entsprechung.

Die Maßnahmen

Alle für den Klimaschutz relevanten Maßnahmen sind zusammen mit passenden Indikatoren in einer Planungstabelle, dem Klimaschutzplan, erfasst. Darin unterscheiden wir zwischen kurz-, mittel und langfristigen Zielen. Für jede Maßnahme gibt es eine verantwortliche Person. Für jede Maßnahme wird deutlich gemacht, ob diese zum Erwerb von Handlungskompetenzen und/oder zur unmittelbaren CO₂-Reduktion führen soll. Unser Ziel ist es, zum Klimaschutz beizutragen, indem wir alle aktiv mit einbeziehen - Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Hausmeister, Eltern, die Mitarbeiterinnen aus dem Sekretariat und die Reinigungskräfte.

Der Klimaschutzplan des Johanneums sieht Maßnahmen in insgesamt sechs Handlungsfeldern – Wärme, Strom, Abfall, Beschaffung, Ernährung, Mobilität – und einem handlungsfeldübergreifenden Bereich vor. In allen Handlungsfeldern des Klimaschutzplans wurden in den vergangenen fünf Jahren beachtliche Erfolge erzielt. Die meisten der angestrebten Veränderungen wurden realisiert und viele wichtige Ziele wurden erreicht.

  • Die Schülerinnen und Schüler nahmen erfolgreich am BP Klimaschutzwettbewerb „Klima & Co“ teil und gewannen ein Preisgeld in Höhe von 10.000 €. Ziel des Wettbewerbs war es, sich dem Thema Klimaschutz praktisch zu nähern und im Schulgebäude Energiefresser zu jagen.
  • Aus dem Preisgeld des Wettbewerbs Klima & Co wurde unter anderem die Installation von drei Dyson Airblades in den Wasch- und Toilettenräumen des Hauptgebäudes finanziert.
  • In allen Klassen wurde ein Energiedienst eingerichtet, der die Bereiche Mülltrennung, Heizen, Licht kontrolliert. Eine jährliche Informationsveranstaltung für die Klassenlehrer und ein Info-Plakat unterstützen diese Maßnahmen.
  • Der Schulgarten verfügt jetzt über eine Fotovoltaikanlage, die den Strom für den Betrieb der Pumpe einer biologischen Klärstufe liefert.
  • Alle Fach- und Klassenräume wurden mit Zentralschaltern für Computer und Beamer zur Vermeidung von Standby-Stromverbräuchen ausgerüstet.
  • Das Thema Klimaschutz wurde in das Curriculum aller naturwissenschaftlichen Fächer aufgenommen. Im PGW-Oberstufenprofil erproben wir zurzeit die fächerübergreifende Bearbeitung des Themas aus dem ökologischen soziologischen und ökonomischen Blickwinkel. Dieses Vorgehen soll das Thema auf eine breitere Basis stellen und neben der naturwissenschaftlichen auch eine gesellschaftswissenschaftliche Reflektion der Zusammenhänge fördern.
  • In den Umkleide und Waschräumen der großen Sporthalle wurde eine über Bewegungsmelder gesteuerte Beleuchtung installiert.

Zahlreiche weitere Maßnahmen, die im Klimaschutzplan ausgewiesen sind, runden das Maßnahmenportfolio ab. Nicht alle Ideen haben sich dabei als erfolgreich im Sinne des Klimaschutzplans erwiesen, konnten dann aber für die Evaluation und Weiterentwicklung des Gesamtkonzepts genutzt werden.

Ausblick

Es hat sich gezeigt, dass Klimaschutz kein Selbstgänger ist. Ein schonender Umgang mit Ressourcen erfordert viel Engagement, ist unbequem und verlangt nach gutem Fachwissen, um richtig entscheiden zu können. Das zu leisten, braucht ständig neue Energie und Motivation. Klimaschutz heißt aber vielfach auch einfach nur sparsam sein, sorgsam mit Ressourcen umgehen, dem Drang nach immer mehr und immer neuen Konsumartikeln nicht hemmungslos nachzugeben. Dazu muss Klimaschutz auch ein neues Image bekommen. Wo nur das neueste Handy und die weiteste Fernreise zählen, gilt Klimaschutz weder als cool noch als chic. Hauptaugenmerk werden wir in der kommenden Zeit daher auf die Entwicklung einer schulinternen Werbekampagne für den Klimaschutz legen. Wir wollen zeigen, dass Klimaschutz cool ist. Als Handlungsfeld haben wir uns hierfür vor allem das Thema Mobilität ausgewählt. In einer Erprobungsphase erstellen wir mit der Klima & Umwelt AG zurzeit Stopp-Motion-Videos sowie digitale Animationen mit der Programmierumgebung SCRATCH, die nach der Fertigstellung auf mehreren digitalen Displays der Schule laufen werden. Die Möglichkeit einer regelhaften Durchführung als Projekt im Rahmen des Natur & Technikunterrichts wird nach der Evaluation der Erprobungsphase in Erwägung gezogen.

Unser Klimaschutzbeauftragter, Herr Arnold, ist der Ansprechpartner für den Klimaschutzplan und alle Aktivitäten im Bereich Klimaschutz an unserer Schule. Für Fragen, Anregungen, aber auch Unterstützung sind wir sehr dankbar.

Kontakt: herr.arnold(at)johanneum-hamburg.de

Anhänge:
Download this file (Klimaschutzplan-07-11-2016-Johanneum.pdf)Klimaschutzplan246 kB