Dieses Zitat stammt von einer Frau, die im Feuersturm mit ihren Kindern um ihr Leben kämpfen musste. Am 06.07.23 ging die Projektgruppe 'Gomorrha' um 9:20 Uhr auf einen, wie sich später herausstellen sollte, sehr spannenden Ausflug. Die Reise führte die Gruppe unter der Leitung von Frau Brenk und Frau Fensch in den Stadtteil Hamm. Denn im Wicherweg befindet sich der einzige Bunker in ganz Norddeutschland, der renoviert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Um 10:00 Uhr betrat die Gruppe von rund 20 Schülerinnen und Schülern den unscheinbaren, im Gebüsch versteckten Eingang zum Bunker, der bis zu fünf Meter tief in den Boden reichte.
Der Bunker bestand aus einem Raum, der den Zugang zu vier weiteren freigab. In diesen Räumen, die ziemlich eng waren, lagerten alte Artefakte und zurückgelassene Koffer der damaligen nach Schutz suchenden Menschen. 50 bis 100 Menschen saßen damals in einem Raum, obwohl es nur 33 Sitzplätze gab. Die Räume wurden im Bau röhrenförmig angelegt, um so viele Menschen wie möglich im Bunker unterbringen zu können. Und das erfolgreich! Keiner der Menschen, die in diesem Bunker Schutz gesucht hatten, ist durch die Angriffe gestorben. Bis in die 70er wurde der Bunker nach dem Krieg als Abstellkammer verwendet, bis er eines Tages abbrannte. Nach dem Wiederaufbau wurde der Bunker zu einem kleinen Museum umgebaut. Der Museumsführer, dessen Mutter selber mehrere Stunden im Bunker verbrachte, baute den Bunker wieder auf, um den Menschen zu zeigen, wie sinnlos ein Krieg ist und wie viel Unglück er hervorbringen kann.
Die Projektgruppe zeigte sich sichtlich beeindruckt. Gerade die Berichte über den Feuersturm 1943, der unter dem Namen 'Gomorrha' als eine der schrecklichsten Taten der Menschheit in die Geschichtsbücher eingehen sollte, faszinierten. Innerhalb von einer Nacht wurde der Stadtteil Hamm zu 96% zerstört. Die Bomben, die auf die Erde fielen, stießen eine so heftige Druckwelle aus, dass Menschen im Umkreis von 10-20 Metern daran sterben konnten, weshalb sich niemand im Bunker traute die Tür aufzumachen. Die Bombenangriffe dauerten im August 1943 bis zu 18 Stunden an, wodurch die Insassen des Bunkers hohen Gefahren wie Sauerstoffmangel oder potenziellen Gasangriffen ausgesetzt wurden. Den Menschen wurde durch ein Sirenen-Signal klargemacht, dass die Bombardierung angefangen hatte. Dies konnte man durch die gute akustische Ausrichtung leicht hören.
Eine solche Sirene wurde auch im Museum ausgestellt. Im selben Raum gab es auch diverse Infotafeln und Zitate von Leuten, die selber bei der Bombardierung dabei waren. Dort waren auch zahlreiche Bilder, die zerstörte Hochhäuser, brennende Schulen und Ähnliches zeigten. Das Aufnehmen und Weiterverbreiten der zerstörten Häuser war eigentlich verboten, weil die Nazis Angst hatten, dass Soldaten, die ihre zerstörten Häuser sehen, aufhören für ihr Land zu kämpfen.
In dem Nachbarraum mit den zurückgelassenen Koffern bekamen die Schüler einen Einblick, wie eng es damals in einem solchem Bunker sein konnte. Sobald ein Besucher sich die Exponate angucken wollte, mussten die anderen warten, da es keine Möglichkeit gab, den Stehengebliebenen zu überholen. In dem Raum gab es eine kleine Nebenkammer, in der früher zwei Eimer als Toilette standen. Heutzutage wird dies nur noch durch den Schriftzug „Abort“ gegenzeichnet. Am Ende des Raumes war eine verrostete Lucke. Der Museumsführer erklärte den Schülerinnen und Schülern, dass sie als Notausgang gebaut wurde. Allerdings war diese so eng, dass selbst Kleinkinder bei einem Notfall hätten krabbeln müssen.
Durch ein Loch in der Wand konnte die Gruppe in den nächsten Raum blicken, in dem allerdings nur Bänke und eine Leinwand standen. Doch dieser Raum wurde trotz der nicht vorhandenen Ausstellungsstücke, die sich alle im vierten und letzten Raum befanden, zu einem der aufregendsten an diesem Vormittag. Samt Lehrkräften versammelten sich alle Schülerinnen und Schüler in diesem Raum. Das Licht ging aus. Der Museumsführer schaltete eine Audiodatei an und alle lauschten dem Geräusch eines Metronoms. Die Radiosender benutzten ein Metronom als Signal für die Menschen, die im Bunker verharren mussten. Ging das Metronom aus, wusste jeder, es kommt eine Durchsage. Genauso war es bei der Führung der Projektgruppe. Das Metronom ging aus und zu hören war eine Durchsage aus Berlin: „Die Feindlichen Flieger befinden sich zwischen Bremen und Buchholz.“ Alles war still. Das einzige Geräusch war das Rauschen des Radios. Nach einigen Sekunden hörte man Menschen von oben schreien und Flugzeuge über die Erde fliegen. Dann ist es passiert. Eine Bombe erschütterte den Bunker. Natürlich nur über die Lautsprecher, aber allen Beteiligten wurde das Gefühl gegeben, in einem Bunker festzusitzen, während die Oberwelt mit Bomben übersät wurde. Dazu kam noch, dass der Bunker sehr kalt war.
Es war im Allgemeinem ein sehr unangenehmes Gefühl. Nachdem die originalen Tonaufnahmen zu Ende waren, ging das Licht wieder an und man sah eine Art Schock in vielen Gesichtern. Aber wirklich beruhigen konnte sich keiner. Denn der Film, der danach abgespielt wurde, hatte es in sich! Zu den Bildern der zerstörten Häuser nach der Operation Gomorrha erzählte eine alte Frau ihr Erlebtes.
Es war sehr heiß. Die damals schwangere junge Frau musste sich und ihre vier Kinder in Sicherheit bringen. In ihrem Haus war eine Brandbombe eingeschlagen. Die oberen zwei Stockwerke standen schon in Flammen und das Haus drohte einzustürzen. Draußen auf der Straße bildete sich langsam ein Feuersturm, der den Sauerstoff anzieht und so eine enorme Hitze und Luftknappheit entstehen ließ. Genau durch diesen Sturm musste die Schwangere mit all ihren Kindern durch. Doch das Älteste von ihnen lief aus Panik in Richtung des Sturmes weg. Da hatte sie noch drei. Sie flohen in einen anderen Keller, in dem schon eine Frau saß. Sie musste eines ihrer Kinder der Frau überlassen, um die Chance zu erhöhen, dass eines überlebt. Doch auch dieses Gebäude stürzte fast ein und so rannte die Schwangere wieder über die Straße mit ihren zwei Kindern auf der Suche zu einem Eingang in den nahen Bunker. Sie musste zusehen, wie ihr Kind, dass sie der Fremden übergeben hatte, in den Flammen mit der Frau und ihrem eigenem Kind umkam. Da hatte sie noch zwei. Sie fand den Eingang zum Bunker und überlebte nur knapp.
Nach dieser Geschichte war die Stimmung in der Gruppe stark betrübt. Um 11:00 Uhr war die Führung beendet und die Schülerinnen und Schüler waren sehr froh, wieder das Tageslicht und die Wärme der Sonne spüren zu können. Nach einer kleinen Mittagspause bei Penny gingen alle gemeinsam zur Schule zurück.
Uns als Reporter hat der Ausflug sehr gefallen. Es war sehr interessant zu erfahren, wie eingeschränkt das Leben in so einem Bunker ist. Die Bilder, die uns gezeigt wurden, haben uns noch einmal deutlich gemacht, wie schrecklich ein Krieg ist.