Ursula Krechel, eine deutsche Schriftstellerin, behauptete einst: „Gedichte sind geballte Sprachenergie, sie beschleunigen Denken und Empfindungen. Sie sind garantiert zur Stelle, wenn man sie sich ins Gedächtnis ruft, stromsparend überholen sie auf der Datenautobahn und vermitteln das Glücksgefühl, mit ihnen in die eigene Tasche zu wirtschaften.“ Gleichsam begeistern und in ihren literarischen Denkprozessen beschleunigen ließen sich auch mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops „Kreatives Schreiben“, der im Rahmen der Begabtenförderung an unserer Schule im ersten Halbjahr angeboten wurde. Im Mittelpunkt der vielfältigen Schreibanlässe stand der Bundeswettbewerb für junge Lyrik, genannt „Lyrix“. Monat für Monat nehmen bundesweit Kinder und Jugendliche von 10 bis 20 Jahren an diesem Literaturwettbewerb teil, indem sie auf einer Online-Plattform Gedichte zu einem bestimmten Thema einreichen. Gleich zwei Johanniter zählen nun zu den Gewinnern der vergangenen Monatsprämierung: Frederik L. (7d) sowie Livia M. (6a) konnten die Jury mit ihren lyrischen Werken zum Thema „grau/ aber ohne grauen“ überzeugen. Herzlichen Glückwunsch zu euren gelungenen Texten, die es hier natürlich zum Lesegenuss gibt...
John F.: Alle Jahre wieder
Alle Jahre wieder
Trifft man sich zum Fest,
Singt dieselben Lieder,
Gibt sich, dem Jahr den Rest.
„Das Christkind war da!“,
Ist, was Mama rief –
Und gleich darauf:
„Der Baum steht schief!“
Oma hat gekocht,
Angeblich ein Schmaus,
Ich hab sie nie gemocht,
Die Gans, da holt man sie schon aus dem Ofen heraus.
Und während der Vogel geschnitten wird,
Wird schon laut und heftig am Tisch diskutiert:
Über veganes Essen und die Grippeschutzimpfung,
Den neuen Modeladen in der Stadt,
Vom Handy die Verbindung
Und was der Architekt alles falsch gemacht hat.
Alles war so schön gemacht,
Gäbs da nicht ein Problem:
Hund und Katz unter einem Dach,
Das konnte nicht gut gehn.
Was dann geschah, das glaubt ihr kaum:
Die Tiere preschten aufeinander los,
Zwischen ihnen der Tannenbaum,
Und das Geschrei war groß,
Als sie gegen ihn stießen
Und er hin und her wippte
Und schließlich
Ganz umkippte.
Alle kreischten und Mama rief:
„Hab doch gesagt, der Baum steht schief!“
Und im Krachen, Splittern, Bellen, Miauen,
Wars das mit dem Weihnachtsfeste.
Opa will den Hund verhauen,
der haut ab – für ihn das Beste!
Entfernt hört man im nassen Grau
Wau wau.
Livia M.: Es weihnachtet oder doch nicht
Es weihnachtet oder doch nicht?
Weihnachten, dies Wort ist so vielseitig.
So manche feiern es und so manche nicht.
So manche feiern es wegen des Glaubens und so manche wegen der Geschenke.
Dir schwebt der Duft von Zimt in die Nase, so manche lieben ihn und so manche nicht.
Wir erblicken die leckeren Plätzchen, die so wundervoll erstrahlen.
Wir sehen uns Häuser an und erblicken die pure, farbige Kreativität, die den Schnee so künstlerisch schmückt.
Wir erstellen Bucket-Lists und ergötzen uns am Schnee.
Doch da kommt die Frage: Ist dies Weihnachten?
Ist Weihnachten der Tag, an dem man Jesu Christi Geburt feiert,
ist es ein Tag, an dem Kinder Geschenke bekommen,
ist es ein Tag, an dem wir einen gefällten Baum erblühen und erstrahlen lassen,
ist es ein Tag, an dem wir viel Geld für Weihnachtsschmuck ausgeben, den wir nur ein einziges Mal im Jahr erstrahlen lassen?
Viele Menschen würden dies befürworten wie Konzerne und früher, so sagte man bestimmt, dass es an diesem Tage um Jesus Christus ginge, doch was ist es heutzutage?
Und dann erblicken wir die wahre Gestalt der Weihnacht!
Man backt die Plätzchen, nicht nur wegen des Geschmacks und Aussehens, sondern auch um wundervolle Momente mit der Familie erleben und einfangen zu können,
Wieso sollten Konzerne so etwas verkaufen, wie Weihnachtsgeschenke, Lichter oder Figürchen, weil Menschen so ihren Familien ein Lächeln aufs Gesicht zaubern wollen,
also geht es bei dem vielseitigen Wort Weihnachten um die Familie, Liebe und Frohsinn,
und Geschenke, Weihnachtsbäume, Weihnachtsschmuck …
... sind also nebensächliche Dinge.
So stelle ich mir die Frage:
Sollte nicht jeder Tag Weihnachten sein?