Ein Balladenabend ist, wie der Name schon sagt, ein Abend voller Balladen. So weit, so gut – so ist es Tradition am Johanneum. Was aber passiert zwischen den Balladen, wenn beispielsweise das Meer, auf dem Fontanes John Maynard sein brennendes Schiff ans Ufer steuern muss, abgebaut und durch einen Käfig voller Löwen nebst Loge mit höfischem Publikum für Schillers tragische Geschichte vom Handschuh ersetzt werden muss?
Die 6. Klassen hatten in diesem Jahr bei ihrer Vorstellung am Donnerstag, 22. Mai, die Antwort: Umbaupausen gibt es nicht, nein, auch diese Zeit wurde genutzt und das Publikum mit Gitarre, Harfe, Tanz - und Turneinlagen unterhalten, während im Hintergrund auf der Bühne die notwendigen Arrangements getroffen wurden. Und wenn es einmal nicht live sein konnte, weil alle helfenden Hände gebraucht wurden, so hatten Sophie und Nils vom Technikteam passende Titel vom Band parat, um den ganzen Abend über das hohe Tempo und die durchgängig gute Stimmung zu halten.
Dieses Tempo und die spürbare Spielfreude kennzeichneten beide Veranstaltungen, sowohl den Balladenabend der 6a und 6b unter der Leitung von Friederike Flemming und Eva Radtke als auch den der 6c und 6d, inszeniert von Dominik Eisenzimmer und noch einmal Eva Radtke. Für das Publikum war beides deshalb ein reines Vergnügen, auch wenn die Balladen natürlich teilweise von sehr tragischen Geschehnissen erzählten.
Goethes Erlkönig wurde gleich dreimal auf die Bühne gebracht, auch Hebbels Das Kind am Brunnen, in dem die drohende Gefahr schon im Titel anklingt, und der auf See gebliebene Nis Randers von Otto Ernst kamen zweimal zur Aufführung. Das bewies nicht nur, dass jede Inszenierung ein- und denselben Text ganz anders interpretieren kann, nein, es zeigte auch, dass die alten Texte nichts von ihrer Faszination verloren haben.
Damit der Abend auch inhaltlich leichtere Elemente erhielt, gab es neben den hochdramatischen einige witzige Gedichte zu hören und zu sehen: Kästner war mit dem verhexten Telefon und dem zersägten Motorrad dabei und auch mit den berühmten Klößen, Heinz Erhardt mit der polyglotten Katze, der Made und der Frage, warum die Zitronen sauer wurden.
Ganz zum Schluss gab es dann noch ein heiteres Highlight: Als special guest betrat Ulrich Gerhardt mit seiner Gitarre die Bühne und gab zusammen mit der 6d den Hit Marzipan aus dem Jahr 1992 zum Besten, in dem sich alles um einen Mann dreht, der sich hoffnungslos in eine Zahnarzthelferin verliebt. Von diesem Augenblick an verdrückt er Unmengen von Marzipan, in der Hoffnung auf noch mehr Löcher im Zahn und ein weiteres Wiedersehen mit Brigitte. Selten war es so vergnüglich, einer ganzen Klasse in die Münder zu schauen, wenn sie nämlich beim Refrain immer wieder ein lautes und langes „Aaaaaaaaah!“ erklingen ließen …
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |