Mit einer bis ins kleinste Detail durchdachten Vernissage wurde am Montag in der Ehrenhalle die Ausstellung „Schießt, Kinder, schießt! – Das Johanneum im Ersten Weltkrieg" eröffnet. Die Schülerinnen und Schüler aus den beiden Geschichtskursen des Altsprachlich-Historischen Profils im S4 luden die Gäste ein auf eine Zeitreise, die einhundert Jahre in die Vergangenheit führte. Dabei konnten sich die Besucher sicher sein, dass sie an den gleichen Schauplätzen wandelten wie die Johanniter, die im ersten Weltkrieg als Schüler oder Lehrer unsere Schule besuchten, waren diese doch genau im Jahr 1914 in den damals gerade neu eröffneten Schumacherbau gezogen.
In ihrer Eröffnungsrede machte Bettina Fensch, die das Projekt leitete, anschaulich deutlich, wie die Ehrenhalle zu ihrem Namen kam: Hier wurden die Ansprachen des Kaisers verlesen, hier wurde der gefallenen Mitschüler und Lehrer gedacht. Die Schülerinnen und Schüler hatten sogar rekonstruieren können, in welcher Ordnung sich die Johanniter vor einhundert Jahren aufzustellen hatten – und im Halbrund um das Rednerpult herum standen dann am Montagabend die Besucher und konnten sich fühlen wie damals die Sextaner und Quintaner.
In zwei Gruppen ging es schließlich eine Etage höher; die erste Gruppe besuchte direkt die Ausstellung im Gruppenraum der Bibliothek, während die zweite sich in einem anderen Klassenraum von den Schülerinnen und Schülern ihre Erfahrungen während der Arbeit an dem Projekt berichten ließ und einen Film dazu anschaute. Anschließend trafen sich beide Gruppen in der Ehrenhalle zum Steckrübeneintopf nach einem Originalrezept von 1915, um danach die Räume zu tauschen.
Anschaulichkeit ist, wie dieser sehr gelungene Eröffnungsabend beweist, das oberste Prinzip der jungen Ausstellungsmacher gewesen. So finden sich in den Vitrinen und auf den Schautafeln viele mit Bedacht ausgesuchte Exponate aus der Zeit des Ersten Weltkriegs wie Feldpostbriefe von Johannitern, Lebensmittelmarken, eine Flagge in den Farben des Kaiserreichs mit kämpferischen Parolen, ein Telegramm mit der Todesnachricht eines gefallenen Schülers, Glasbehälter mit den zu sammelnden Rohstoffen und vieles andere mehr. Auch moderne Medien wie Tablets mit Video- und Audiodateien und Filme wurden so eingebunden, dass den Besuchern ein interaktiver Zugang zur Ausstellung möglich ist.
Die begeisterten Stimmen der geladenen Gäste beweisen es: Es ist den Schülerinnen und Schülern gelungen, ein Stück Zeitgeschichte wirklich zum Leben zu erwecken. Eindrucksvoll erzählten sie als Experten den neugierigern Fragern, wie die zunächst völlig fremden Menschen hinter den untersuchten Dokumenten ihnen immer vertrauter geworden sind, bis sie geradezu das Gefühl hatten, sie persönlich zu kennen. Aus dem ursprünglich auf die zwei Seminarstunden pro Woche hin geplanten Projekt wurde deshalb im Lauf der Monate seit dem vergangenen Juni etwas viel Größeres: Viele freie Stunden haben die angehenden Abiturienten investiert, sich mit Nachkommen der ehemaligen Johanniter getroffen und deren freundliche private Leihgaben in Empfang genommen, im Staatsarchiv recherchiert, in Bibliotheken und natürlich auch im Archiv der Bibliothek des Johanneums. Das Resultat kann sich sehen lassen:
- an folgenden Montagen: 23.2. und 16.3.
- an folgenden Donnerstagen: 19.2., 26.2. und 19.3., jeweils von 15 bis 16.30 Uhr, am 23.2. außerdem ab 18.30 Uhr.
Am 23.2. findet ab 19.30 Uhr eine Lesung mit Lyrik und Soldatenbriefen aus dem Ersten Weltkrieg statt.
Da die Ausstellung zum Schutze der Leihgaben nur in Begleitung eines Bibliotheksmitarbeiters besucht werden kann, bitten wir um vorherige Anmeldung per E-Mail an