Freitag, 14. Juli 2017: Unser dritter Tag in der Projektgruppe „Fluchtpunkt Hamburg“ bestand aus zwei Einheiten:
Morgens haben wir an dem Sprachtraining „Dialog in Deutsch“ der Bücherhallen Hamburg teilgenommen. Anschließend brachte uns Ruba, eine junge Syrerin und Mitbegründerin der Initiative „OpenEyesOpenHearts", in einem sehr bewegenden Vortrag ihre dramatische Flucht aus Syrien nach Deutschland nahe.

Dialog in Deutsch

Ziel dieses Projekts ist es, Migrantinnen und Migranten, darunter auch viele Flüchtlinge, durch moderierte Gruppengespräche zu unterschiedlichen Themen die deutsche Sprache näher zu bringen. Konkrete Sprachpraxis zusätzlich zum Deutschkurs ist also die Devise. Die Gruppengespräche finden zu unterschiedlichen Zeiten in den Bücherhallen verschiedener Hamburger Stadtteile statt, werden von freiwilligen Helfern betreut und durch ein eigenes Büro zentral koordiniert. Die Teilnehmer der Gesprächsgruppen sollen sich möglichst eigenständig miteinander unterhalten, die ehrenamtlichen Moderatoren sind nur dafür da, eventuell Gesprächsthemen vorzugeben oder bei Unklarheiten zu helfen.

Wir haben uns aufgeteilt und an drei verschiedenen Gesprächsgruppen in Barmbek und der Zentrale am Hühnerposten teilgenommen. Ich selbst hospitierte in der Bücherhalle Barmbek. Nachdem wir dort von den Betreuern Christel und Joachim eingeführt wurden, kamen auch schon die ersten Teilnehmer. In unserer Gruppe blieb es aber leider bei nur zwei Personen, einem älteren Herrn aus der Türkei und einer jungen Spanierin. Nach einer kurzen Vorstellung wurden verschiedene Alltagsthemen wie zum Beispiel die Schulzeit aufgegriffen. So verging die eine Stunde ziemlich schnell. Am Ende machte Joachim noch Vorschläge für kostenlose Freizeitaktionen in der kommenden Woche.

In der abschließenden Reflexion über unsere Erfahrungen mit dem Besuch bei „Dialog in Deutsch" waren wir uns einig: Die grundsätzliche Idee des Projekts finden wir sehr gut, ihre Umsetzung dagegen unbefriedigend. In allen Gruppen wurde kritisch angemerkt, dass die Moderatoren das Gespräch sehr dominiert und zu viel von sich erzählt haben, während die Migrantinnen und Migranten nur wenig zum Sprechen kamen und viel zuhören mussten. Auch schienen uns das Vokabular und die Formulierungen oft zu schwierig und für das Sprachniveau der Deutschlernenden ungeeignet.

Der Erfolg eines Projekts, so unsere Erkenntnis aus diesem Vormittag, hängt nicht allein und in erster Hinsicht von der Idee ab, sondern wird entscheidend von den Menschen bestimmt, die sich engagieren, von Ihrem Einfühlungsvermögen, ihrer Begeisterung, aber auch ihrer Fähigkeit, sich selbst ein Stück zurücknehmen zu können.